Autor: Final Judgement
Alterseinstufung: FSK 12
Genre: One-Shot, ein bisschen Drama :'D
Pairing: John/Edward aka Jedcest
Where Will We Go
Die Tür war zu. Nicht nur geschlossen, sondern abgeschlossen. Es war nicht das erste Mal, dass die Schlafzimmertür abgeschlossen war – aber es war das erste Mal, dass sich nur eine einzige Person eingeschlossen hatte.
Sie waren immer zu zweit gewesen, 19 Jahre lang, auch wenn sie eine räumliche Distanz trennte, sie fühlten sich nie allein, nie einsam, denn nicht weit von ihnen war der Andere, der Gleiche, das perfekte Gegenstück.
Jetzt war es anders.
Zum ersten Mal in 19 Jahren fühlte sich Edward Grimes verlassen. Es stand weit mehr als nur eine Tür zwischen ihm und seinem Zwillingsbruder.
Worte, Schreie, Wut, selbst Schläge.
Edward wischte sich die Nässe von den Wangen und versuchte sich zu sammeln, seine Gesichtszüge verkrampften und entkrampften sich unkontrolliert. Es war schwer, die Fassung zu wahren.
„John“, seine Stimme war dünn und zitterte, doch er gab sich alle Mühe, neutral zu sprechen, „John, es tut mir Leid. Lass uns normal reden, okay?“
Keine Antwort.
„John.“
Er ballte seine Hände zu Fäusten, um sie stillzuhalten, versuchte weiterhin, seinen Bruder zu erreichen.
„John, bitte, du weißt, dass ich das nicht sagen wollte. Und ich wollte dich nicht schlagen, ich wollte einfach nur-... ich weiß nicht, verdammt, John, bitte lass uns normal reden!“
Sein Rücken war der Tür zugewandt und er kniff die Augen zusammen, ehe er sich nicht mehr zurückhalten konnte und sich herumdrehte. Seine Faust traf hart auf die Tür.
„JOHN!“
Noch zweimal schlug er dagegen, zunehmend kraftloser.
Keine Reaktion.
Stumm sah er an seinem weißen Shirt herab, welches wenige braunrote Flecken am Kragen hatte.
Johns Blut.
Beim Anblick zog sich sein Magen erneut zusammen.
Er sah Johns geschocktes Gesicht vor sich, er hielt sich die blutende Nase, von der beim Schlag einige Tropfen auf Edwards Shirt gespritzt waren.
Er hatte John einen kranken Bastard genannt und ihn von sich gestoßen.
Seitdem war etwa eine halbe Stunde vergangen. Jetzt wollte er ihn mehr als alles andere wieder bei sich haben, doch John verwehrte ihm jegliche Antwort.
Mit zitternden Händen, immernoch aufgewühlt, fuhr er sich über's Gesicht und durch die Haare, strich sie grob von seinen geröteten Augen.
Er wollte nicht so reagieren.
Nichts konnte sein Verhalten entschuldigen. Dennoch war es ihm nicht möglich, seine Wut zu kontrollieren. Sein Entsetzen.
Er hatte gedacht, dass er John kannte, alles an ihm, alles über ihn, er hatte ihm vertraut und nun fühlte er sich benutzt. Vom einzigen Menschen, dem er je vertraut hatte.
Alles fühlte sich anders an. Jede Erinnerung, die er mit John hatte – all seine Erinnerungen kamen ihm verzerrt vor.
Er hatte nie ein Leben ohne John gehabt. Keinen Tag ohne ihn. Keine Nacht.
Nun stellte er alles in Frage.
Seit wann fühlte John bereits so? Seit wenigen Wochen? Schon eine halbe Ewigkeit?
Edward wusste, dass John sich in den letzten Tagen merkwürdig verhalten hatte. Wie sollte er soetwas auch nicht spüren? Seine eigene Stimmung änderte sich kongruent mit der von John und so bat er ihn jeden Tag auf's Neue, ihm zu sagen, was nicht stimmte.
John jedoch entgegnete ständig, dass Edward das nicht verstehen würde. Darüber hatte er nur gelacht.
Schließlich gab es nichts von John, das Edward nicht verstehen konnte. Zumindestens glaubte er das bis vor Kurzem.
John gab nach und quälte sich fürchterlich, ehrlich zu seinem Bruder zu sein. Edward ermutigte ihn, so, wie er es immer tat, egal, in welchen Belangen.
„Ich liebe dich“, hatte er schlussendlich gesagt, seine Augen weit offen und wach, abwartend und jede Reaktion erfassend.
„Klar“, Edwards Lächeln war ungebrochen, „Ich dich auch, Jawn.“
„Du bist süß, wenn du so naiv bist.“
Die Dinge sollten sich ändern.
John nahm Edwards dünnes Gesicht in beide Hände und küsste ihn vorsichtig, weder fordernd, noch unsicher, aber ruhig. Nur eine Erklärung.
Doch in Edward brach eine Welt zusammen.
Überwältigt von Schock und Entsetzen entwickelten sich seine unklaren Gefühle zu Wut und er schlug John ins Gesicht, hart und zielsicher, drückte ihn von sich, schubste ihn von der Couch.
Die Situation eskalierte vollkommen.
Edward wurde fast hysterisch, denn er konnte all seine Gedanken nicht fassen und das machte ihm Angst.
Nun stand er hier alleine vor ihrem gemeinsamen Schlafzimmer und versuchte weitere Tränen zurückzuhalten, ob Tränen aus Wut über John oder sich selbst war ihm nicht klar.
„John, ich gehe eine Weile nach draußen. Ich komme bald zurück. Es... es tut mir Leid, okay.“
Damit war es auf beiden Seiten der Tür still.
John saß zwischen den Betten auf dem Boden, lehnte am kleinen Nachtschrank und schaute auf die gegenüberliegende Wand.
Mit einer Hand presste er sich das schon völlig durchweichte Taschentuch an seine Nase, die Andere ruhte auf seinem linken Knie.
Bevor er seinen Bruder geküsst hatte, schlug sein Herz erdrückend schnell. Jetzt war es völlig ruhig.
Er spürte keinen Schlag, nur die Kälte in seinen Fingerspitzen, die Kühle in seinen Beinen.
Es war nicht unangenehm, denn es war eine schwüle Sommernacht.
Sein Gesicht war entspannt und er blinzelte kaum, nur, wenn Lichtstrahlen vorbeifahrender Autos das Zimmer kurz beleuchteten.
Langsam ließ John die Hand, in der er das Taschentuch hielt, sinken, und begann, eine leise Melodie zu summen.
Frisches Blut lief ihm über die Lippen und er öffnete sie, es schmeckte nach warmem Metall, ungewohnt aber dennoch vertraut, und das Summen ging in ein Singen über.
It's been a while,
but I remember
that time long ago.
The only worries that we had
was getting our next show.
Where will we go when its over?
What will we do when we're through?
I'm gonna settle down,
in my small town.
And start to fade away.
The only memories that I'll have
are days just like today.